Zur Vorgeschichte:
1. Ich habe drei Wagen des Arosaexpress. Diese sind im edlen Enzianblau gehalten und mit Blumendekors geschmückt. Der passende Steuerwagen dazu fehlt mir aber.
2. Meine Gartenbahnanlage besteht eigentlich aus zwei Bahnstrecken, nämlich der Bergstrecke (Zahnradstrecke) und der "Talbahn" ohne Zahnstange. Die Talbahn führt von A nach B, d.h. an den Endpunkten muss die Lokomotive umgesetzt werden. Mit einer Pendelgarnitur mit Steuerwagen würde der Betrieb vereinfacht werden.
3. Bei einem dreitägigen Aufenthalt bei der Rhätischen Bahn musste ich live mitansehen, wie der ABt 1702 (der letzte seiner Serie) verschrottet wurde (das war ein sehr trauriger Anblick). Dabei wuchs der Steuerwagen mir sehr ans Herz.
4. Es gab zwar von LGB verschiedene Steuerwagen (rote RhB-Version, blaue Arosaversion,...), zur Zeit ist aber keiner im Handel erhältlich und für Gebrauchtverkäufe werden enorme Preise dafür verlangt.
5. Ein chinesischer Sachsenwagen (Billigstwagen!) stand ungenutzt in meiner Werkstatt, im Gegensatz zu seinen "Geschwistern" war für ihn noch kein Umbau geplant.
Meine Schwester hat das Außendesign entworfen, das an den originalen Arosa-Steuerwagen angelehnt ist, aber trotzdem auf die Bedürfnisse unserer Bahn ausgelegt ist.
Zum Bau:
Also wurde dieser überzählige Wagen zerlegt, überflüssige Teile abgesägt, abgedremelt, abgeschliffen. Der Wagenkasten wurde nach hinten versetzt, wodurch vorne Platz für einen neuen Einstiegsbereich und Führerkabine geschaffen wurde. Die Führerkabine entstand komplett aus Plexiglas. Zum Lackieren wurden die zukünftigen Fenster abgeklebt, dadurch entstanden sie praktisch nebenbei. Die Bestuhlung bekam eine neue Lackierung, der Innenraum wurde durch diverse Kleinteile, wie Tischchen, Abfallbehälter, Halt-auf-Verlangen-Knöpfe und Schilder (alles aus Holz und Karton) vervollständigt. Neu ist auch eine Toilette (ebenfalls komplett aus Holz und Karton) mit gekipptem Milchglasfenster. Als Beleuchtung wurde eine LED-Kette aus dem 1€-Laden in einen silber lackierten Kabelkanal eingebaut, wobei die LEDs teilweise in Form geschliffen und farblich nachbehandelt wurde. Das Fahrpult (auch aus Karton) ist ebenfalls mit LEDs bestückt, die durch farbige Löcher hindurchscheinen und so die Instrumentenbeleuchtung simulieren. Diese wechselt, wie auch die Frontbeleuchtung in Fahrtrichtung. Die Beschriftung wurde mithilfe von Lackmalstiften und ausgeschnittener Folie hergestellt. Scheibenwischer und Bremsschläuche entstanden aus Kunststoffprofilen und Schrumpfschläuchen, die Rückspiegel aus Alu. Das Dach wird vermutlich aus dem Deckel eines Kabelkanals entstehen.
Anstatt 500 Euro für einen gebrauchten LGB-Steuerwagen habe ich nur ca. 30 Euro Materialkosten und einige, nicht gezählte Arbeitststunden "bezahlt". Dafür habe ich nun ein selbstgebautes Unikat!
Passend dazu entsteht zur Zeit auch der Pianobarwagen.